Die Tage eleganter Casinos schienen gezählt zu sein als die Besucherzahlen und damit Umsätze der traditionellen Spielbanken in den vergangenen Jahren stetig abnahmen. Die Lizenzinhaber dachten jedoch um, und während Roulette- und Blackjack-Tische noch immer das Gesicht der Häuser ausmacht, wird inzwischen an Automaten eine Menge Umsatz gemacht. Schlaue deutsche Casino-Besitzer steigen auf Umwegen sogar ins Online-Gambling Geschäft ein, wenngleich dies hierzulande noch nicht legalisiert ist. Im Internet scheint die Zukunft des Glücksspiels zu liegen, doch erstaunlicherweise zeichnet sich eine Rückwirkung auf die Beliebtheit herkömmlicher Casinos ab.
Traditionelle Casinos erfüllen ganz simple Spielerwünsche
Die Entwicklung scheint zunächst widersprüchlich: obwohl sich unser tägliches Leben und vor allem auch viele Hobbys mehr in die digitale Welt verlagern, nimmt die Beliebtheit von traditionellen Casinos wieder zu. Während die François-Blanc-Spielbank in Bad Homburg vor sechs Jahren rund 300 Gäste am Tag begrüßte, sind es heute wieder um die 600. Dies bedeutet jedoch nicht zwingend, dass wieder vermehrt Geld in einen eleganten Abend samt formeller Garderobe und hohen Einsätzen investiert wird. Im Gegenteil bringt vielmehr die Anpassung der Casinos an wesentlich simplere Spielerwünsche den Aufschwung: Die Integration von Spielautomaten lässt die Spielbanken und deren Kassen erneut klingeln.
Slot-Maschinen und Spielhöllen besaßen in Deutschland lange einen zweifelhaften Ruf. Die Gesellschaft edle Säle mit Kristalllüstern, schweren Teppichen und Spiegelfassenden gewohnt war, wie sie in den großen Casinos von Baden-Baden, Wiesbaden oder in der bekannten Spielbank Berlin zu finden sind. Die Beliebtheit von Las Vegas mag zum Imagewandel beigetragen haben, zumal Spielautomaten oft weniger beängstigend wirken, einfach zu bedienen sind und ein breiteres Publikum ansprechen. Wer zeitgemäß und profitabel bleiben will, muss willens sein sich neuen Bedingungen anzupassen- was auch traditionelle Casino-Inhaber erkannten.
Schleswig-Holstein besitzt seinen eigenen Online-Gambling Regeln
Generell lässt sich Online-Gambling auf ausländischen Seiten wie zum Beispiel aus der Schweiz, wo das Glücksspiel im Internet nicht erlaubt ist, jedoch allgemein geduldet wird, kaum verhindern oder verbieten. Zwar wollen die deutschen Behörden den Zugang zu diesen Anbietern blocken, technisch ist dies jedoch schwer realisierbar. Zumal auch zwischen den Bundesländern keine einheitliche Regelung besteht. Schleswig-Holstein setzte im Mai 2019 im Alleingang einen Sonderweg durch, mit dem in der Vergangenheit vergebene Lizenzen für Poker, Casinospiele und Sportwetten im Internet reaktiviert werden und bis 2021 verlängert werden können. Bis dahin soll ohnehin ein neuer Gewinnspielvertrag ausgearbeitet werden, der für alle Bundesländer einheitlich gilt. Ehrgeizige Online Casino Betreiber auch außerhalb Schleswig-Holsteins wollen sich jedoch keineswegs so lange gedulden. Lutz Schenkel und Holger Reuter, die Inhaber der François-Blanc-Spielbank, fanden bereits ein weiteres Schlupfloch im strengen deutschen Regelnetz und gingen „Online“. Bestimmte Roulettetische wurden mit Kameras ausgestattet, ausländische Anbieter mit legalen Lizenzen erlauben Usern den Zugriff und das Mitspielen – während deutsche Spieler offiziell bisher nur zuschauen können.
Gewinnspielen im Internet ist grenzenlos
Es ist kein Wunder, dass Casino-Betreiber wie auch Gewinnspielbegeisterte eine Änderung der Gesetzeslage fordern. Online-Gambling ist so beliebt wie nie und das hat diverse Gründe. Zum einen ist der Zugriff vom Computer daheim natürlich weitaus bequemer als eine Spielbank oder Spielothek besuchen zu müssen. Auch die Auszahlung erfolgt digital wesentlich schneller. Traditionelle Slot-Maschinen limitieren Einsätze zeitlich, weshalb Spieler oftmals auf die nächste Runde warten müssen, während solche Beschränkungen Online nicht existieren und Einzahlungen sofort freigegeben werden. Auch die Höhe von Einsätzen wie die Gewinnsummen sind traditionell limitiert, im Internet kann in der Regel beliebig investiert und grenzenlos abgesahnt werden. Die meisten Online-Casinos sind zudem über Smartphones und Tablets zugängig, was das Spielen jederzeit, von jedem Ort aus erlaubt. Ob der Staat noch lange andere europäische Länder von der zunehmenden deutschen Spieleuphorie profitieren lassen will, ist zweifelhaft
Doppeleffekt: Online-Casinos wecken Interesse an nichtvirtuellen Spielbänken
Die zunehmende Beliebtheit von Gewinnspielen im Internet sowie die gesetzlichen Beschränkungen in Deutschland sind sicherlich mitverantwortlich für die wieder steigenden Besucherzahlen in realen Casinos. Das Interesse an Poker, Blackjack und Roulette nimmt wieder zu und lockt die begeisterten Spieler von Computer und Mobilgeräten aus dem Haus. Setzt sich dieser Trend fort, könnte bald neue Spielhallen ihre Türen zu beliebten Gewinnspielautomaten und Slot-Maschinen wie auch traditionellen Spielen öffnen.
Fest steht, dass Deutschland, gemeinsam mit den anderen Ländern der EU eine zeitgemäße und einheitliche Regulierung hinsichtlich Online-Gambling finden muss. Italien, Portugal, Spanien und Frankreich erlauben gewissen Internet-Gewinnspiele für Bürger innerhalb der Landesgrenzen. In Belgien und Dänemark sind sie ebenso legal wie im Vereinigten Königreich. Die meisten legalen Online-Casinos kommen aus Malta oder Gibraltar und schwappen natürlich auf den deutschen Markt über. Es bleibt zu hoffen, dass bis 2021 eine Lösung gefunden wird, die sich den modernen Bedingungen und aktuellen technologischen Entwicklungen anpasst.
Moritz Wagner ist Experte im Bereich Geld verdienen und Selbstständigkeit. Ebenso besitzt er ein großes Fachwissen über Investments und Immobilien, weshalb er zu den Top-Authoren auf Indect-Project.eu zählt.